Paradies mit Vogelhaus Gefiederte Gäste im Schrebergarten
Wer sich für einen Kleingarten entscheidet, hat nicht selten knackiges Gemüse aus eigener Aufzucht, saubere Rasenkanten und erholsame Abende im Sinn. Dagegen spricht nichts. Dass zahlreiche verborgene „Mitpächter“ des Gärtners Treiben beobachten, entgeht jedoch Manchen.
Die Beschäftigung mit Ackerboden und Pflanzen verdeutlicht alsbald die Verantwortung, die mit der Freude am Garten einhergeht. Gewachsene Lebensräume für Vögel und Insekten sind ein Stück Zukunft, deren Erhaltung nicht nur verpflichtend ist, sondern dem Kleingärtner im Gegenzug Freude und vielfältigen Nutzen verspricht.
Genügsame Nützlinge
Sobald der Sommer naht, erhält das Kleingärtnertum erste Dämpfer: Je nach aktuellen Wetterbedingungen werden neben den ersehnten grünen Spitzen der just gesetzten Saaten auch Schnecken und Läuse sichtbar. Mit der Wärme kommen Mücken und Stechfliegen hinzu, welche nachhaltig vom menschlichen Wirt profitieren wollen. Wohl dem, in dessen Garten jetzt Vögel brüten: Von früh bis spät jagen die Altvögel nun alles, was fliegt und kriecht und ersparen dem Gärtner den Einsatz von Gift und Chemie. Da ist es nicht zuviel verlangt, wenigstens einen Teil des Anwesens einladend und vogelfreundlich zu gestalten.
Prinzip Unordnung
Um es vorweg zu nehmen: die wenigsten Stadtbewohner sind in der Lage, selbst einen nur kleinen Garten neben Beruf und Familie akribisch zu pflegen – macht gar nichts! Zaunkönige und Rotkehlchen sind dankbar für Brombeergestrüpp, Totholzhaufen und wildwachsende Ecken, in denen sie ungestört brüten und nach Futter suchen können. Selbst ordnungsliebenden Menschen steht ein Stückchen Durcheinander in ihrem Garten für bodennah lebende Vogelarten recht gut. Das Chaos im Grünen darf gern von wilden Gräsern und Blumen überwuchert werden. Gerade diese fehlen als natürliche Futterspender auf landwirtschaftlichen Flächen wie auch in den Gärten der Stadt.
Abfall als Lebensraum
Ein Komposthaufen ist Gold wert. Man sieht es nicht, aber zwischen abgestorbenen Pflanzenteilen, Erde und welken Blättern tummeln sich nach kurzer Zeit Millionen von Mikroorganismen, Tausendfüßlern, Spinnen und Regenwürmern – ein Schlaraffenland für unsere heimischen Singvögel! So entsteht in der Abfallecke des Gartens nicht nur neuer Humus für den Boden, sondern auch ein gedeckter Tisch für den Vogelnachwuchs.
Zimmer mit Aussicht
Neben den bodenliebenden Vogelarten, die sich bevorzugt in den unteren Etagen dichter Sträucher aufhalten, gibt es auch andere, die ihr Nest lieber in Astgabeln oder dornenbewehrten Hecken bauen. Merke: Genistet wird nur dort, wo sich genügend Futter befindet! Wer einheimischen Bäumen und Sträuchern im Kleingarten den Vorzug gibt, macht aus Vogelsicht alles richtig; auf diese Pflanzen sind die Bedürfnisse der hier lebenden Vögel abgestimmt, während sie mit schillernden exotischen Vertretern oft wenig anfangen können. Efeu, Wein oder andere Kletterpflanzen an Haus oder Pergola bieten weiteren Platz für Nestbau und Kinderstube. Höhlenbrüter wie Meisen oder Sperlinge bevorzugen hohle Baumstämme, alternativ können Vogelkästen (in artenspezifischer Bauweise und mit unterschiedlichem Einflugloch-Durchmesser) Ersatz bieten. Die Brutkästen werden in kalten Winternächten mitunter als Schlafplätze benutzt, sollten aber im Frühjahr einer Grundreinigung unterzogen werden.
Freibad und Waschanlage
Auch Vögel müssen regelmäßig etwas trinken. Wer seine Mitbewohner genauer kennt, sieht einige von ihnen regelmäßig baden oder „Würmer waschen“ (z.B. die Bachstelze). In Ermangelung eines Gartenteiches darf deshalb ein Wasserkübel oder eine tiefe Wasserschale in keinem Garten fehlen.